Wie Larrys Griechenland-Tour begann lest ihr hier:
Griechenland extrem – Teil 1


Weit weg von zu Hause, zurück auf Feld 1

Was ich mir vornehme, ziehe ich durch. Ich bin ein Macher und kein Träumer. Heute wurde ich jedoch derart ausgebremst und aus dem Konzept geworfen, dass ich nicht mehr wusste was zu tun ist. Ich war am Ende. War es das? Wir könnten Ferien in den Ex-Jugoslawischen Ländern machen. Kroatien, Bosnien, Serbien, Montenegro, alle verfügen über Flughäfen und alle warten darauf entdeckt zu werden. Es war aber nicht das, was wir wollten. Der Verein stellte mir eine Maschine für eine recht lange Zeit zur Verfügung unter der Bedingung, dass ich damit nicht nur zwei Platzrunden in Leutkirch fliege. Wir können nicht einfach umdrehen, es muss möglich sein Griechenland zu bereisen. Die Exercisezeiten muss ich ab sofort als absolut unfliegbar annehmen. Montag bis Freitag, 0730-0930 und 1130-1330, für die Lokalzeit rechne man noch 3 Stunden obendrauf. Extrem sind die Zeiten nicht, dennoch stellten sie eine enorme Hürde dar. Öffnungszeiten der Flughäfen an einzelnen Tagen von 1000-1600, 1230-1715 oder 0615-1115 sind dort normal. Wenn der Laden um 10 aufmacht, können wir frühestens um 11 starten. 30 Minuten später beginnen die exercises wieder, also kein Flug. 1330 und somit nach den exercises starten, wunderbar! Blöd, dass der Zielflughafen bereits 1100 wieder Feierabend gemacht hat. Die Konvektion wird nachmittags auch nicht besser, wir sprechen immerhin von einem recht warmen, feuchten Land direkt am Meer, mit viel Sonne, viel Wind und entsprechendem Wetter.

Mein Job war es nun, getreu dem Swiss Cheese Modell etwas zusammenzubasteln, entgegen der üblichen Anwendungsweise des Swiss Cheese Modells mussten in meinem Fall jedoch die Löcher übereinstimmen. Die Käsescheiben bestehen aus Öffnungszeiten der Flughäfen, exercises, Tag-Nacht-Grenzen, dem Wetter und nicht zuletzt meiner persönlichen Verfassung. Die analoge Flugplanung auf A4 Papier mit Bleistift und Radierer liess Hoffnung aufkommen. Es geht doch noch etwas! Weiter in den Süden, auf andere Inseln. In fast unmittelbarer Nachbarschaft zu Ioannina befindet sich Kerkyra/Korfu. Ein grosser Flughafen mit langen Öffnungszeiten unter dem Regime von Fraport. Anfrage losgeschickt und innert kürzester Zeit einen inbound Slot bekommen, leider erst um 1700Z. 20 Uhr abends Lokalzeit, an der Stelle darf erwähnt werden, dass dort unten im Sommerhalbjahr die Tage merklich kürzer sind als bei uns. Fraport lässt uns vorher nicht rein, zu viel Traffic. Egal, nehmen wir! Hoffentlich bleibt die Konvektion über Ioannina wenigstens morgen aus. Oder wie der junge Grieche mit dem abenteurlichen AVGAS Tanker sagte: “Whenever we have sunshine during the day, we have thunderstorms in the evening”. In Anbetracht der Lage in einem Talkessel, direkt neben dem Meer, verwundert mich das überhaupt nicht. Ioannina ist die Stadt mit den meisten Regenfällen in ganz Griechenland.

Erleichtert über den zumindest teilweise weggeräumten Scherbenhaufen verbrachten wir den Abend in der Stadt. Auch die TAFs der Flughäfen verhiessen nichts Schlechtes. Es sollen Cumuli und auch einzelne TCU entstehen, jedoch keine CB und kein TSRA. Hoffentlich bleibt es dann auch so…

12. Mai 2022

Wir hatten Zeit, zu viel Zeit. Das Zimmer mussten wir um 14 Uhr abgegeben haben, abfliegen durften wir nicht vor 1930 Lokalzeit. Wir nutzten den Tag Ioannina weiter zu erkunden, gleichzeitig habe ich das Wetter ständig beobachtet und darauf geachtet, meine Energie für den abendlichen Flug aufzusparen. Wir bestellten uns ein Taxi und tauchten viel zu früh am Flughafen auf. Wir hatten nichts besseres mehr zu tun, lieber zeitig am Flughafen sein und in aller Ruhe alles vorbereiten. Es soll ein entspannter und sicherer Flug werden, keine Hetzerei. Der Sinn der Personenkontrolle erschloss sich uns nicht. Einerseits mussten wir all unser Gepäck aufs Band legen. Was wir in den Taschen trugen, wie auch Uhr, Gurt etc. interessierte niemanden. Unter lautem gepiepse wurden wir durch den Metalldetektor gewunken und konnten unser Gepäck auf der anderen Seite der Röntgenmaschine entgegennehmen. Auf dem Apron stand eine Dash 8 von Olympic nach Athen bereit. Das Wetter war auf unserer Seite, der Flugplan aufgegeben, der Motor schnurrte wie ein Kätzchen. Endlich, es geht weiter.

« Direkt nach dem Start auf Runway 32 ging es zum Punkt PARAX. Das Gelände rund um den Flughafen Ioannina steigt auf ein paar tausend Fuss an, so taten wir es dem Gelände gleich und flogen auf 6000ft in den Westen.

 

Die Strömung lag an, wir waren endlich wieder unterwegs. Ein bisschen habe ich mich gefühlt wie ein Twinotter Pilot auf den Bahamas. Kurzer Flug, kurze Hose. Zur Vervollständigung dieses Gefühls gefehlt haben nur noch die Badelatschen und ein halb zugeknöpftes weisses Hemd mit vier goldigen Strichen. Aber ich bin überzeugter T-Shirt-Träger (das mal bitte im Hinterkopf behalten…!)

Hat LGKR 34 den schönsten Approach, den ich bisher geflogen bin? Vielleicht. Auf jeden Fall siedle ich ihn weit oben in der Liste an. Eine Sache war an der Stelle jedoch: Wir kratzten genau an unserem maximalen Landegewicht und ehrlicherweise stand von uns heute früh keiner auf der Waage, um die verschlungenen Köstlichkeiten mit einzuberechnen. Ich habe schließlich nicht damit gerechnet, dass wir mit brechend vollen Tanks nur gerade eine halbe Stunde fliegen werden.

« Die Piste war sehr lang und so erlaubte ich mir, trotz Homebases mit 500 und 600m Länge, eine lange, dafür ganz besonders feine Landung hinzulegen. Ausgeflogen und zart setzte der Flieger auf. Im Kopf habe ich meinen Fluglehrer fluchen gehört, wer landet schon so mit einem Kleinflugzeug… Ein kurzer, schöner Abendflug auf die nächste Insel. Meine Laune war deutlich besser als noch vor 24 Stunden.

« Viel war los auf dem Tarmac, ein Airliner nach dem anderen startete. Kein Wunder hat man uns vorher nicht hier gewollt. Wir kamen aber ohne Verzögerung herein und durften nach PARAX direkt einen 3-4 mile final ansteuern.

 

Bisher geflogen: 7 Stunden 5 Minuten

« Es war schon spät, so nutzten wir die verbleibende Zeit für einen kurzen Spaziergang in der Altstadt. Nur wenige Taximinuten vom Flughafen entfernt befindet sich diese, unser Hotel lag direkt am Eingang zum historischen Kern. Hotel Bella Venezia in Korfu – absolute Empfehlung!

 

13. Mai 2022

Fliegen? Das taten die anderen um uns herum schon zur Genüge. Die Stadt ist ziemlich lärmgeplagt, ständig flogen Airliner an und ab, die Touris scheint es aber nicht zu stören, im Gegenteil. Die Cafés und Restaurants an der Pistenschwelle waren allesamt gut besucht.

« Wir besuchten die alte Festung und erkundeten die Stadt auf eigene Faust.

 

« Natürlich darf der erste Ouzo auf griechischem Boden nicht fehlen. Ich mag das Gesöff zwar nicht besonders, aber was muss, das muss. Zudem schmeckt es hier unten besser als daheim. Jámas!

 

14. März 2022

Schon wieder fliegen? Ja, wir haben sicherlich das schönste Hobby der Welt, aber irgendwie hat es sich doch nicht nach Ferien angefühlt. Ständig habe ich das Wetter beobachtet, mir Gedanken gemacht, ob wir früher oder später abreisen müssen/sollen/können. Erholung? Fehlanzeige. Pausenlos neue Eindrücke, die mein Hirn noch gar nicht verarbeiten konnte. Irgendwie schon cool, denn so viel von einem Land sieht man wirklich nur im Privatflugzeug, da kann kein Auto oder Schiff mithalten. In erster Linie aber anstrengend. Single Pilot, immer andere Hotelbetten von variierender Qualität, welche sich entsprechend auf meinen Schlaf und meine Energie auswirken.

Nächster Halt: Kefalonia! Unser outbound Slot um 1000Z wurde von Korfu problemlos genehmigt. Ausschlafen, ein ausgiebiges Frühstück und die Ruhe in der Gartenanlage des Hotels geniessen war angesagt. Das Taxi brachte uns wiederum an den Flughafen, die Sicherheitskontrolle stand an. Es ist nicht mein erstes Mal an einem internationalen Flughafen, auch als Crew nicht. Brav habe ich alles auf das Gummiband der Röntgenmaschine befördert, Uhr, Handy und Flugzeugschlüssel von der Hosentasche in ein Tray gelegt. Der Metalldetektor machte keinen Pieps und ich nehme mein Zeug wieder an mich. Mein Kollege diskutierte gerade mit dem Sicherheitspersonal. “It’s a private flight”, gab er ihm zu verstehen. Der Mann hält unsere frisch gekaufte Wasserflasche in der Hand. “No liquids!”. Jetzt war ich an der Reihe. “Sir, I am the pilot of this flight. He is my passenger and I allow him to take liquids on board.” Ich wurde fast ausgelacht, stand ich schliesslich mit einem einfachen T-Shirt vor den Herren. “What, you are crew?” “Yes, I am crew.” “Show me your ID!” In diesem Moment fiel mir ein Beitrag eines VFR Piloten ein, den ich vor einiger Zeit gelesen habe. Er schrieb, dass er sich eigens für Griechenland ein weisses Hemd mit vier goldigen Streifen gekauft habe. Hier unten machen eben Kleider tatsächlich noch Leute.

Nun kam der grosse Auftritt meiner AOPA Karte. Ich zückte sie und hielt sie dem Herrn unter die Nase, stand doch “AOPA Crew Member Certificate” drauf. In meinen Augen ist das Plastikding an einem internationalen Flughafen wertlos, eine Pilotenlizenz ist doch viel aussagekräftiger. Die Herren der Sicherheitskontrolle waren erstaunt, dass ich tatsächlich Crew war (wie bitte, DIESER Typ fliegt ein Flugzeug?), die Flasche bekamen wir trotzdem nicht wieder. Wir müssten durch den Staff Durchgang, hier hinten gibt es Airline-Passagiere. Unser Handler unterbrach die Diskussion und versprach uns im Ops ein paar kalte Wasserflaschen. Schade um die entsorgte Flasche, den Müll und die Ressourcen.

Die Securitymänner waren uns einfach überlegen. Doch die Gefahr der Wasserflasche war gebannt, die Ordnung wiederhergestellt. Mit zwei unentdeckten Taschenmessern, einem Schraubenzieher der Grösse 2 (dazu später mehr), einer weiteren baugleichen Wasserflasche, einer grossen Shampooflasche und Rasierern bewaffnet zogen wir weiter durch das Terminal zu unserem Crew Car. Ich möchte erwähnen, dass wir auf dem Weg zu unserem Flugzeug niemanden getötet oder ernsthaft verletzt haben. Nachdem man uns um 182 Euro erleichterte, durften wir starten. Ohne AOPA Mitgliedschaft soll der Preis für dasselbe Produkt wohl weit über 400€ betragen.

« Gelandet in LGKF Kefalonia. Auch hier gibt es Touriflieger, aber niemals so viele wie in Korfu.

 

« Wieviele Handler braucht eine C182? Am besten alle. Der Feuerlöscher ist ein netter kleiner Touch, der Britenbomber startet gerade. Man begrüsste mich mit “Welcome to Kefalonia, captain!”.

Ui. Kostet das extra? Das habe ich nicht bestellt.

 

Bisher geflogen: 8 Stunden 5 Minuten

Auch hier war es schon Nachmittag. Unser Hotel befand sich in Argostoli, der Hauptstadt der Insel. « Wir entschlossen uns mit der Fähre für 3€ pro Person nach Lixouri zu fahren und den ersten Nachmittag und Abend dort zu verbringen.

 

15. März 2022

« Nun waren wir also in Kefalonia. Auch hier wollten wir ursprünglich gar nicht hin. Wie in Bol auch, waren wir planlos. Meine Freundin schrieb mir, dass Argostoli offenbar für Schildkröten bekannt sein soll. In den Souvenirshops fanden sich viele Shirts und Kühlschrankmagnete mit Schildkröten drauf, daneben Schildkröten als Stofftiere. Caretta caretta soll diese Spezies heissen, auf deutsch Unechte Karettschildkröte. Einen Meter Gross und über 100 Kilogramm schwer sollen die Tiere werden. Wir begingen uns an den Hafen und entgegen der lateinischen Bezeichnung waren die Schildkröten tatsächlich echt! Sie warten jeden Morgen im Hafen auf die Fischer, die vom Meer zurückkehren und die kleinen und unverkäuflichen Fische ins Meer werfen. Für die Schildkröten und die vielen anwesenden Möwen ein Festmahl.

 

« Wie schon in Bol mussten auch hier Fahrräder für den Transport herhalten. Der Vermieter war ein junger Niederländer, der gemeinsam mit seiner griechischen Freundin auf Argostoli lebt und ein kleines Hotel mit Veloverleih betreibt.

Recht zügig beförderten uns die Drahtesel in und um Argostoli herum. Dieser Strand gefiel uns spontan so sehr, dass wir dort das Beachlife genossen haben und die Badehosen wieder benetzten. (Bevor sich jemand beschwert dass ich zu viele Ferienfotos poste, da ist ein Flugzeug drauf!)

16. März 2022

Ach nö, schon wieder weiter? Uns beiden gefiel es hier sehr gut. Korfu war schon hübsch und Ioannina wirklich interessant, aber hier hatten wir das Griechenland, welches wir wollten. Auf diesen Flug habe ich mich persönlich aber besonders gefreut. Er soll uns da hinbringen, wo wir nach Ioannina eigentlich hin wollten: Nach Kythira! Brac, Korfu, Kefalonia: Es war alles toll, aber es war alles nicht geplant. Losinj und Ioannina haben wir erfolgreich besucht, beide waren jedoch von Beginn weg nur als technical landing vorgesehen. Kythira ist eine touristisch recht unbekannte Insel, die wie auch Korfu und Kefalonia zur Gruppe der Ionischen Inseln gehört, geografisch aber recht weit von den anderen entfernt zwischen der Spitze der Peloponnes und Kreta liegt. Ich wollte da hin, weil weniger los ist als in Rhodos, Kos, Santorini und wie die ganzen anderen Touriverseuchten Orte heissen. Eine grosse, karge Insel mit nicht mal 4000 Einwohnern, das klingt nach ursprünglichem Griechenland und tiefen Preisen. Auch hier in Kefalonia hat man uns Geld abgeknöpft, fast 200 Euro, um genau zu sein. Fraport eben. Ich habe gefragt, warum es hier teurer sei als in Korfu, schliesslich wendet Fraport überall die gleichen Tarife an. “Sir, we are a privileged island”, ähm okay… vermutlich hat die Anrede “Captain” 20€ gekostet.

Wir “freuten” uns schon auf die Sicherheitskontrolle und die Vorfreude war nicht grundlos. You are crew? Show us your ID. AOPA Karte gezückt. Lustigerweise waren damit immer alle zufrieden. Ich durfte meinen ganzen Krempel inklusive Wasser behalten. Meinem Kollegen wurde dieses Mal wenigstens konsequent alles genommen: Wasser, Shampoo, Schraubenzieher. Fragt mich nicht was der auf der Reise verloren hat, der Kollege hat ihn in einer Seitentasche völlig vergessen. Ich sagte dem Securitymann dasselbe, was ich schon in Korfu tat. Er war sehr freundlich und antwortete, dass er gleich alles erklären wird… Mein Blutdruck stieg bereits leicht an. Die anschliessende Erklärung lautete, dass er keine PAXe mit diesen Dingen in den Sicherheitsbereich lassen dürfe. Es werde aber nichts weggenommen, jemand von unseren Handlern wird gleich vorbeikommen und alles getrennt von uns zum Flugzeug tragen. Ich habe es zur Kenntnis genommen, denn jegliche Diskussion wäre eh zwecklos gewesen. So lief nur noch ich bewaffnet mit Sackmesser und einer Flasche tödlichem Mineralwasser zum Flugzeug, während der Kollege alles hingetragen bekam. Irgendwie unfair, ich hätte mein Zeugs auch gern getragen bekommen. Ich bin schliesslich Captain.

Takeoff power set, rotate…

« Bye bye Kefalonia, you were wonderful!

 

« Die griechische Landschaft unter uns, die salzige Meeresluft in der Nase. Durch die Eintrittsdüsen der Belüftung kam nur warme Luft. VFR far from home, ein Traum.

Im Anflug auf Kythira wurden wir von Kythira Information begrüsst. Ganz in Samedan-Manier gab uns der Herr Informationen über Wind und Piste, no other reported traffic. Runway is free. Sobald wir uns der Insel näherten, malträtierte der Wind unser Flugzeug. Es ging auf und ab, Gurte angezogen und weiter gehts. Als wir unser Eindrehen in den Final verkündeten, bekamen wir wieder den aktuellen Wind genannt, runway is free. Erwartet habe ich ein “land at your own discretion” und im Zweifel soll man bekanntlich nachfragen… confirm cleared to land? “Yes Sir, cleared to land.” Wiederum nicht besonders elegant, aber sicher und weit weg von einer Überlastung des Flugzeuges berührten unsere Räder die Piste. Landungen mit böigem Seitenwind auf einer Insel, das kann ich in unseren Breitengraden einfach nicht üben…

Bisher geflogen: 9 Stunden 50 Minuten

« Irgendwo im nirgendwo gelandet. Wie geil! Hier kommt man nicht einfach so hin. Es gibt zwar mehrmals in der Woche Turboprops nach Athen, dennoch würde ich diese Insel als abgelegen bezeichnen.

150km westlich von Kythira befindet sich das Calypsotief, die tiefste Stelle des Mittelmeers mit 5110m unter dem Meeresspiegel. Auch soll Aphrodite, die griechische Liebesgöttin, vor Kythira geboren sein.

Unser Hotel befand sich in Agia Pelagia. Uns war klar, dass hier zu Fuss und mit dem Velo nichts wird. Vor unserer Ankunft reservierten wir einen Mietwagen bei Panayotis. Ein kleiner kia Picanto, der uns für 4 Tage schlappe 100€ kosten soll. Gebucht! Drei Nächte wollen wir auf Kythira bleiben, endlich mal nicht mehr jeden zweiten Tag fliegen. Mit Entspannen war aber nichts, denn mich plagte noch ein anderes Problem. Das letzte Mal AVGAS reingeschüttet haben wir in Ioannina, seither waren wir in Korfu, Kefalonia und nun eben in Kythira. Wir hatten zwar mehr als genug Sprit dabei um den nächsten Flughafen zu erreichen, doch die Alternates sind rar gesät. Ioannina hat zu abenteuerliche Öffnungszeiten, da wollten wir eigentlich hin. Es bleibt uns also nur noch Korfu. Ich entscheide mich für Preveza als ersten und Kefalonia als zweiten Alternate. Das Wetter in Griechenland kann sehr schnell umschlagen, vor allem auf dem Festland. Ich habe gefühlt dutzende Male hin- und her gerechnet und kam immer zum Ergebnis, dass unser verbleibender Sprit locker für alle Alternates inkl. Reserve reicht. Trotzdem war mir nicht sehr wohl dabei. Ich, der immer viel zu viel Benzin reinschüttet. Die meisten Motorausfälle drüben am Teich passieren, weil der Saft ausgeht. Die AVGAS Situation in Griechenland lässt mir keine Ruhe. Ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, einen Kanister 100 Oktaniges MOGAS reinzuschütten.

Das Dorfzentrum von Agia Pelagia. Klischeehafter wird es nicht mehr. Endlich!

Mit dem Auto erkundeten wir direkt die Insel, den ersten Nachmittag widmeten wir dem Norden. Unterwegs hielten wir in einer Taverne an, um unseren Durst zu stillen.

« Den Abend verbrachten wir in Agia Pelagia. Ein paar Restaurants buhlen um Gäste, man wird das Gefühl nicht los, dass alle miteinander arbeiten. Anders geht es auf der Insel vermutlich nicht. Spätestens als wir nach dem Essen den Kaffee bestellten hat sich dies bestätigt: Unser Kellner holte ihn im Café nebenan, bei ihm gibt es nur die Speisen. Es war erstaunlich still. In allen bisher besuchten Orten war immer etwas los. Leute, Musik, viel gehupe. In Kythira war es nur der Wind, das Meer, Rufe von Möwen. Zwischendurch ein Gespräch.

 

17. März 2022

Zeit, Kythira zu entdecken! Wir fuhren in den Süden zum Hauptort der Insel nach Chora/Kythira und besichtigten die alte Festung. Direkt nebenan liegt Kapsali. Hier war schon etwas mehr los als in Agia Pelagia, aber immer noch weit entfernt von Hochsaison. Ein paar wenige Touristen haben sich auf die Insel verirrt, für mich persönlich ein Paradies. Interessanterweise lebt Kythira hauptsächlich vom Tourismus, ist aber gar nicht als Touristeninsel bekannt. Es sollen wohl mehrheitlich Griechen mit Wurzeln auf Kythira sein, die dort ihre Ferientage verbringen. Ein paar wenige “andere” Touris, wie wir, finden dann auch den Weg dahin. Fragt mich nicht was es war, aber dieser Ort war für mich sehr speziell. Ich habe mich sehr wohl gefühlt und es war einfach eine Freude, die Insel zu entdecken. Jeder Strand, jedes Dorf, sah komplett anders aus als das vorherige. Die Preise waren sehr moderat, weit entfernt von den Touripreisen in den anderen Ortschaften. Vielleicht hat auch ein wenig der Stolz mitgeschwingt, eigenhändig hierher geflogen zu sein. In erster Linie war es einfach traumhaft, dies alles erleben zu dürfen. Zwischen meinen Fuelberechnungen hatte auch immer wieder ein wenig Meteo Platz. Der Blick in den Wetterbericht verhiess aber nichts Gutes: Eigentlich wollten wir am Donnerstag abreisen, doch da sind Winde von 40 Knoten und Gusts über 50 angesagt. Das ist viel zu viel! Das würde nur schon beim Rollen einen Unfall geben und wenn wir es heile in die Luft schaffen, könnten wir rückwärts fliegen. Bis Freitag bleiben wäre viel zu spät, denn am Sonntag wollen wir eigentlich zu Hause sein. Wir müssen leider schon morgen gehen und den Weg in den Norden antreten. Schade! Wir genossen die uns verbleibende Zeit umso mehr.

« Sonnenuntergang auf dem Digenis, eine der höchsten Erhebungen der Insel.

 

18. März 2022

Kythira ist geprägt von vielen kleinen Stränden, Höhlen und Schluchten.

Der Strand Paralia Likodimou, unser Favorit.

Hotel, Autovermieter und SkyServ waren über unser Vorhaben informiert worden. Alle sagten, wir sollen doch einfach einen Tag länger bleiben, aber so einfach war es leider nicht. Ich hielt an der vorzeitigen Abreise fest. Nach den negativen Erfahrungen in Korfu und Kefalonia graute es uns schon vor der Sicherheitskontrolle. Fehlanzeige. Der Handler holte einen äusserst rostigen baggage trolley, stellte unser Zeug darauf und wir liefen alle aussen am Metalldetektor vorbei. Dieser krächzte uns an, aber es war allen egal. Erfreulich günstige 42.30€ hat uns der Flughafen gekostet, die Handlerin Athanasia erliess uns sogar die PPR Gebühr!

Ich habe überall versucht, Flughafenstempel für mein Logbuch zu ergattern. Losinj hatte ich schon von meinem ersten Besuch, Brac bekam ich problemlos. In Griechenland war dies ein Ding der Unmöglichkeit. Solche Stempel gibt es nur bei den Luftfahrtbehörden und diese lehnen solche Anfragen ab, weil nicht erwünscht. Ich sprach inzwischen nicht mehr davon, dass ich gerne einen Stempel hätte, sondern dass unsere Logbücher jährlich von der “authority” geprüft werden und wir solche Flüge belegen müssen. Bürokratie, damit erreicht man die Griechen. In Kefalonia bekam ich auf diese Weise immerhin einen Stempel von SkyServ mit Steuernummer und anderem Zeugs drauf, aber hey, Hauptsache ein Stempel. Das gleiche habe ich auch in Kythira erzählt, aber vermutlich wäre das Märchen gar nicht nötig gewesen.

« Der Flughafenmanager lud uns in sein Büro ein und war sehr erfreut, seinen Stempel in meinem BAZL Logbuch zu verewigen. Wir sprachen ein wenig über die Fliegerei, mit was wir unterwegs sind und wo wir herkamen. Er erzählte uns, dass er früher 737 geflogen sei. Nach dem kurzen Schwatz und dem ersten und einzigen Flughafenstempel Griechenlands gingen wir zu unserer Cessna.

 

Etwas bedrückt über die verfrühte Abreise verstauten wir unser Gepäck im Flieger und befreiten die Verzurrpunkte von den Spansets. Mit 15 Knoten Seitenwind wurde der Boden unter uns wieder kleiner. Mit economy settings flog ich uns wieder nach Norden, die Tankanzeige ständig im Blick.

Ioannina war ab Mittag IMC, Preveza wurde immer mehr marginal. Unser erster Alternate drohte unfliegbar zu werden. Immerhin blieb Kefalonia die ganze Zeit über einwandfrei. Doch das wurde nicht nötig. Wir landeten in Korfu und endlich waren wir da, wo es wieder Benzin gab. Mit fast 2 verbleibenden Stunden im Tank war ich völlig übervorsichtig. Aber lieber so, als andersrum.

« Ähm, bitte lieber das blaue Zeugs für mich.

Geplant war noch weiter nach Dubrovnik zu fliegen, mit gemeldeten 20G35 habe ich aber schon in Kythira von diesem Plan abgesehen. Eine Störung zog südwärts und machte sich auch in Korfu bei der Landung bemerkbar. Der Turm meldete 12 Knoten Wind aus 280, während wir uns der 34 näherten. Wir setzen für heute aus und warten darauf, dass das Wetter vorbeizieht, den Flieger binden wir hier wieder besonders gut an. “Unverhofft” erleben wir unseren letzten Abend in Griechenland und hielten uns immerhin 9 Tage und 8 Nächte im Lande auf.

« Dieses Mal wählten wir ein Hotel in der Nähe der Pistenschwelle. Entgegen unserer Erwartung war das ein paar Minuten weiter weg vom Flughafen als die Altstadt. In einer nahegelegenen Taverne verköstigten wir uns und waren dankbar, dass bis hierhin trotz widrigen Umständen alles wunderbar funktioniert hat. Wir waren gefühlt sehr nahe an zu Hause, eine gewisse Erleichterung machte sich breit.

Bisher geflogen: 12 Stunden 5 Minuten

Wir haben Korfu schon gesehen und wollten hier eigentlich gar nicht wieder hin. Unser ursprünglicher Plan war sowieso komplett anders, aber davon haben wir uns nach unserer Ankunft in Ioannina bekanntlich verabschiedet. Korfu war nun die einzige Möglichkeit im Nordosten Griechenlands, um nachtanken und anschliessend ausreisen zu können. Dass wir schon hier waren, war aber auch nicht schlecht. Ich konnte den schönen Approach nochmals fliegen und wir hatten nicht den “Drang”, etwas Neues anzuschauen. So setzten wir uns in eine Taverne und bestellten uns einmal mehr grilliertes mit einem leicht alkoholhaltigen Getränk dazu. Für die akustische Untermalung sorgten die vielen Airliner, die nur wenige hundert Meter weiter starteten.

Thanks for having us, Greece.


Den Abschluss seiner Griechenland-Tour beschreibt Larry im 3. Teil