Noch schöner als zu fliegen ist es, wenn man diese Leidenschaft noch mit anderen Teilen kann. So vereinbarten wir drei Piloten – Peter, Horst und Bernhard – einen Ausflug um die unbekannten Gebiete des östlichen Österreichs zu entdecken.
Drei Tage voller Fokus auf das Hobby. Kein Beruf. Keine Ablenkung. Das macht so richtig den Kopf frei. Hören wir rein, was die drei erlebt haben:


Fliegen. Fliegen! Nichts als fliegen!

Wir trafen uns wie vereinbart am Donnerstag früh in Hohenems. Unsere geplante Route entlang der Staatsgrenze Österreichs wollten wir Richtung Osttirol beginnen, also war Lienz Nikolsdorf LOKL das erste Ziel. Nachdem sich die herbstlichen Nebelschwaden dann doch noch verzogen haben, ging es mit der D-EPME auch schon los.

    

Vorbei an den drei Zinnen (?) stiegen wir in den norditalienischen Luftraum auf, um entlang der Dolomiten nach Lienz zu gelangen. Der Flug verlief absolut störungsfrei, sodass wir um die Mittagszeit in dem engen Osttiroler Tal landeten. Die Flugleitung, eine ehemalige Tirolean Pilotin, hat es sich in ihrem “Tower” schön gemütlich eingerichtet. Von der Couch über nett hergerichteten Kaffee und Tee kann man sich durchaus verwöhnen lassen.

     

Ab in den Süden

Da sich langsam erste Hungergefühle zeigten, folgten wir als nächstes Ziel einem Tipp des Christophorus-Kollegen Charly: das slowenische Bled LJBL. Obwohl an diesem Platz erstaunlich viel Verkehr stattfand, mussten wir ohne Flugleiter landen. Dafür wurden wir im Restaurant am Platz mit echt leckeren Salaten verwöhnt – der Tipp hat sich gelohnt!
Am Platz in Bled befindet sich übrigens eine große Werft, die ganz offensichtlich für Cessnas optimiert ist. Insgesamt ist der Platz sehr empfehlenswert. Mit der tollen langen Piste dürfte zudem wirklich jeder gut klarkommen. Sie ist zudem mitten im Tal besonders einfach zu finden.

   

Zurück in Österreich

Gestärkt und bester Laune ging es weiter nach Wolfsberg LOKW in Kärnten. Diese Graspiste ist in derart gutem Zustand, dass dies die Latte für andere Grasplätze enorm hochschraubt.

    

Dennoch blieben wir nur kurz für dort und verabschiedeten uns bald wieder in Richtung des letzten Zieles für den Donnerstag: Graz LOWG!
Der Anflug und die Landung auf den Grazer Flughafen ist erstaunlich unkompliziert. Aus Friedrichshafen sind wir ja doch oft härtere Funkkontakte gewohnt – in Graz fühlt man sich hingegen als VFR-Pilot sofort willkommen. Die moderaten Landegebühren tun ihr übriges zum guten Eindruck dazu.
Vorsicht gilt hingegen bei den saftigen Tankgebühren. Dafür bekommt man aber auch den Full Service, ohne sich die Finger schmutzig machen zu müssen 😉

   

Unser Hotel wählten wir nahe im Stadtzentrum unterhalb des Uhrturms. Der Bummel durch Graz bescherte uns nicht nur (im Nachhinein besonders sinnloses) Wahlkampfgeplärre, sondern auch erfrischende Getränke in der Fussgängerzone, leckere Apfelstrudel in der Steirerstub´n, und knusprige Grillplatten im Gösser Bräu.
Auf jeden Fall ist die zweitgrößte österreichische Stadt wirklich einen Besuch wert!

Das östliche Ende erreicht

Am zweiten Tag mussten wir unsere Flugroute aufgrund eines Sturms abändern. Sowohl für das Burgenland wie auch für Wien und Niederösterreich wurden über 40kt Wind prognostiziert. Undenkbar für unsere kleine Cessna 172. Graz sollte damit unser östlichstes Ende darstellen, also planten wir gleich direkt nach Hofkirchen LOLH in Oberösterreich zu fliegen.

 

Bald nach dem Abheben in Graz spürten wir die Ausläufer des Sturms doch deutlich. Frohgemutes flogen wir weiter Richtung Nordwesten – in ruhigere Gebiete, wie wir glaubten. Das hatten wir schließlich noch vor dem Abheben dem ausführlichen Wetterbriefing entnommen.
Leider zeigte sich spätestens über dem Platz Timmersdorf LOGT, dass sich der Sturm nun deutlich weiter nach Westen erstreckt. Durch die genau an dem Tag stattfindende Großübung des Luftgeschwaders in Zeltweg LOXZ, durften wir zudem nicht höher als 5500ft steigen. Die Flugbedingungen wurden schwierig.

Buntwäsche im Schleudergang

Nach einem zaghaften Versuch doch noch höher zu steigen, mussten wir bald erkennen: Hier wird es nur noch stürmischer. Wir fühlten uns teilweise wie Wäsche im höchsten Schleudergang. Daher zogen wir den einzig richtigen Entschluss: Sofort landen! Wir steuerten das nahegelegene Kapfenberg an, und landeten nach ein paar Runden zur Platzübersicht sicher auf der verlassenen Graspiste.
Kaum am Boden kontrollierten wir das Wetter erneut, und erkannten recht schnell, dass der Sturm deutlich weiter in den Westen bis nach Linz gelangt ist. Also nahmen wir es erst mal gemütlich und verdauten die anstrengenden Minuten bei einer energiebringenden Coke.

Kärntner Ruhe

Etwa drei Stunden später zog sich der Sturm zurück. Wir entschieden uns trotzdem nicht mehr nördlicher zu fliegen, und bereiteten uns erneut auf den bekannten Platz Wolfsberg vor. Von dort aus wollten wir nach Zell am See LOWZ für die Übernachtung fliegen.
Je weiter südlich wir kamen, umso angenehmer und ruhiger wurde unser Flug wieder. Über Klagenfurt waren alle Rumpeleien längst vergessen, wir konnten einen prächtigen Ausblick auf die wunderschönen Kärntner Seen genießen.

  

Nochmal auf Anfang

So wunderbar ruhig blieb es jedoch nicht lange. Unser Plan war es, über die GAFOR Route 60 durch die Berge nach Zell am See zu gelangen. Leider begann kurz vor Mauterndorf erneut ein heftiges Geschüttle. Zweimal an einem Tag? Nein, das muss nicht sein! Kurzerhand planten wir nochmals um und landeten stattdessen im bekannten Nikolsdorf.

Die Flugleiterin vor Ort stellte uns nicht nur einen Hangarplatz zur Verfügung, sondern reservierte uns auch ein Taxi sowie drei Zimmer im besten Hotel in Lienz: dem Goldenen Fisch. Was für eine Erholung in diesem wunderbaren Hotel! Sowohl das Abendessen wie auch das Frühstück waren sehr empfehlenswert, und die Altstadt von Lienz perfekt für den anschließenden Verdauungsspaziergang.

Der dritte Tag

Unsere Flugplanung am Samstagmorgen war schnell klar: Nochmal auch nur in die Nähe des Sturms? Undenkbar! Also wurde aus der Tour Österreich kurzerhand eine Tour Süd: Südösterreich und Südtirol. Der Flughafenplatz Bozen LIPB diente uns als Training und Zwischenstopp im italienischen Luftraum, bevor es über den letzten Flugplatz Kufstein LOIK zurück nach Hohenems ging.

 

Kufstein hat einen ordentlich speziellen Anflug mit einem riesen Baum direkt vor der Schwelle 24. Wer sich schon in Hohenems über den Baum im Anflug ärgert, der sollte Kufstein lieber gleich ganz ausklammern.

Home sweet home

Für den Rückflug wählten wir die Route durch den Innsbrucker Kontrollraum. Dank gesperrter Piste durften wir mitten im Tal über die Piste donnern und Innsbruck mal aus nächster Nähe von oben bewundern. Sehr schön!
Zurück am Platz in Hohenems LOIH entledigten wir die Cessna von der 2cm Schicht aus Mücken (grob geschätzt 😉 ), schlossen die Nachbereitung ab und genossen die letzten Stunden des gemeinsamen Ausflugs bei einer fantastischen Pizza und Nudeln im Pasta Fresca am Platz.

  

Was für ein wunderbarer Ausflug!