Heute beginnen wir mit einem dreiteiligen Reisebericht unseres Mitglieds Larry über seine Reise nach Griechenland. Beginnen wir erst mal damit, wie es überhaupt dazu kam. (Da steckt so viel “Ich will losfliegen. Jetzt sofort!” drin, das müssen wir auf mehrere Blogbeiträge aufteilen.)

Viel Spaß beim lesen!


Es begann alles im Sommer 2019 mit der Idee zweier Freunde, sie könnten doch im Mai 2020 nach Japan fliegen.
(Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Mit dem Airliner 😉)

Wir alle wissen, was danach kam. Genau – das Corona Dilemma.
Auch heute noch sind touristische Reisen nach Japan nicht möglich, andere Länder waren in der Zeit aber gut zu bereisen. Also kam uns die Idee, Ferien in Europa mit dem Privatflugzeug zu machen. Mit damals knapp 140 Flugstunden gelte ich zwar als ziemlich unerfahren, aber immerhin habe ich da doch schon einige, auch mehrtägige, Auslandflüge auf eigene Faust absolviert. Portoroz, Salzburg, Losinj, Béziers, Cannes, Speyer, alles in einem Zeitraum von 16 Monaten ab dem Zeitpunkt als ich meine erste Flugstunde genommen habe.

Diese Reise war aber anders als die anderen zuvor. Portoroz ist für mich direkte Nachbarschaft – Griechenland, das Ende von Europas, ist das nicht. Anderes Wetter, andere Gepflogenheiten.

Vorbereitungen

Für diese Reise kam klar nur ein Gerät aus unserem Fuhrpark in Frage: Die C182R D-EILI mit satten 333 Liter Tankinhalt und massig Platz. Das Ding hat mehr Endurance als mein Hinterteil und meine Blase, 7 Stunden fliegen am Stück macht sie locker mit. Dank 230PS bietet sie gute Performance, viel Leistungsreserve und gute Steigleistung, auch mit zwei gestandenen Männern, Gepäck und sehr viel kostbarem Fuel an Bord.

Ohne Flugzeug aber keine Flugzeugferien, und wir brauchen das Gerät für mehr als nur drei oder vier Tage. 3 Wochen Urlaub sind gebucht, mindestens 16 Tage will ich den Flieger haben, die dritte Woche als Reserve für Wetter, Pannen, Krankheit und was sonst alles noch passieren könnte. Also habe ich einfach unverfroren bei unserem Obmann Bertram angefragt: Ich möchte den Flieger bitte für diesen Zeitraum haben, ich weiss, das sei eine lange Zeit, aber keine Angst, wir fliegen ja nicht nur zwei Stunden. Nur einen Tag später kam die Antwort: Das Flugzeug gehört in der Zeit dir, viel Spass und gute Reise. Mach einfach genug Stunden. Sowas gibts nur in unserem Verein …

Wir haben also Zeit und Flugzeug. Wo sollen wir hin? Es zieht uns in den Norden. Ein grober Plan wurde zusammengestellt, es soll via Polen und die baltischen Staaten nach Finnland und Lappland gehen, über Norwegen, Schweden, Dänemark und Deutschland zurück. Damit würden wir jedoch tendenziell in den Winter zurückfliegen, in diesen Breitengraden ist noch lange nichts mit Sommer. Der kurz darauf entflammte Konflikt in der Ukraine bekräftigte uns in der Entscheidung, eine andere Richtung einzuschlagen. Sicherlich wäre es kein Problem gewesen, den Plan abzufliegen. Dennoch. Wir entschieden uns dafür, lieber etwas Abstand von Kaliningrad, Belarus und der russischen Grenze zu nehmen.

Wie wäre es mit… Griechenland? Zwei Wochen mit EasyJet auf Rhodos, das kann jeder. Jeden zweiten Tag auf einer anderen Insel sein, das wäre es doch…!

Februar bis Mai 2022: Die Planung

Ich habe für diese Reise definitiv viel mehr Stunden planend am PC verbracht als in der Luft. Eine besonders wertvolle Ressource war die Webseite der AOPA Hellas welche ich als Hilfe für die Flugplanung hernahm. Dazu war klar, dass ich zwingend AOPA (Switzerland) Mitglied werden muss. Ich wälzte AIPs, NOTAMs, führte Excel Tabellen und habe SkyDemon zum Glühen gebracht. Routen wurden zusammengeklickt, Alternates gesucht, Öffnungszeiten abgeglichen, die AVGAS Situation gecheckt.

Griechische Flugplätze haben teilweise sehr abenteuerliche Öffnungszeiten und es ist absolut nicht unüblich, dass Platz 2 bereits wieder schliesst, bevor Platz 1 an dem Tag überhaupt aufgemacht hat. Oder einer der Plätze gar nicht auf hat an jenem Tag. Alternates können gefühlt ewig weit weg sein, mit viel offenem Gewässer dazwischen. Ich musste also nicht nur AOPA Member werden, sondern habe mich im nächsten Wassersportshop mit Rettungswesten eingedeckt. “Brauchst du eine fürs Fischen oder Gummiboot”? Nein, fürs Flugzeug natürlich.

Nach viel Kopfzerbrechen stand der Plan endlich! Alle Öffnungszeiten und Daten waren aufeinander abgestimmt, der Plan war fliegbar, aber es darf nichts schiefgehen, sonst sind wir unter Umständen länger an einem Ort, als uns lieb ist. Eine Woche Reserveferien nach der Flugreise wären im Nu weggefressen. Und dann gab es da noch ein NOTAM welches mehr als die Hälfte der Fläche Griechenland von SFC – FL660 betraf: “Hellenic Air Force will be exercising on following dates and times…”. Alles genau in unserer Reisezeit. Kann kein Problem sein, so ein gigantischer Luftraum kann ja unmöglich so undurchdringbar sein wie das WEF. Achja, hab ich schon erwähnt dass auf dem Nachhauseweg das WEF stattfindet? Egal, das ist dann ein Problem des zukünftigen Larry.

Ich zitiere insbesondere zwei Punkte aus diesem genannten NOTAM:

17.- PROCEDURES FOR NON EXERCISE AIRCRAFT:
17.1.- IN THE INTEREST OF SAFETY DURING THE EXERCISE, NON EXERCISE AIRCRAFT ARE STRONGLY ADVISED NOT TO FLY WITHIN THE AREAS DESIGNATED IN PARAS (1) TO (15) ABOVE.
17.2.- ACFT UNABLE TO AVOID THE EXERCISE AREAS WILL BE AUTHORIZED TO ENTER THESE AREAS AFTER SPECIAL PERMISSION BY APPROPRIATE ATC UNIT.

“strongly advised” (nicht prohibited o.ä.!) und “will be authorized”? Wunderbar!

Habe ich schonmal erwähnt, dass die AOPA Mitgliedschaft fürs Fliegen in Griechenland absolut unverzichtbar ist? Wir sprechen von Differenzen an Flughafengebühren von 200€ aufwärts. Eine Landung und die Mitgliedschaft ist schon fast rausgeholt. Zum Abschluss der Planung habe ich SkyServ als unsere Handler in Griechenland auserkoren. Ich habe alle SkyServ Büros der geplanten Flughäfen angeschrieben, ganz klar erwähnt, dass ich AOPA Mitglied bin und darum gebeten, dass sie für uns alles organisieren. Die Handler lassen sich ihren Service bezahlen und erledigen auch gleich den PPR/PNR Prozess mit. An den Fraport Flughäfen ist das zwingend, an den anderen kostet es zwar nochmals ein paar Euro mehr, aber dafür habe ich eine Sorge weniger. Das war es mir allemal wert.

7. Mai 2022

Abreise.
Oder auch nicht. Die Alpen sind zu, die labile Wetterlage macht sich bemerkbar. Stratusbewölkung hängt über den Pässen, regelmässig gewittert und schauert es. Morgen siehts besser aus.

8. Mai 2022

Abreise?
Die labile Wetterlage hält sich hartnäckig. Ich schaue in mein Instagram und sehe, wie andere VFR Piloten aus der Schweiz unter der eher tiefen, aber zumindest über dem Flachland absolut fliegbaren Wolkenbasis Richtung Frankreich oder Norddeutschland ausfliegen und sich unter blauem Himmel wiederfinden. Soll ich den mühsam erarbeiteten Plan nun komplett kippen und etwas Neues beginnen?

Nein. Morgen wird es definitiv besser. Das halten wir aus, dann lassen wir eben ein, zwei Orte aus. Es kann mir sowieso keiner garantieren, dass wir unseren Plan durchziehen können.

9. Mai 2022: Abreisetag

Endlich!
Heute ist es so weit. Mein Kollege fährt uns an den Flugplatz, in der Zeit schreibe ich den Flugplan und treffe letzte Vorbereitungen. Im Flachland dominiert blauer Himmel, direkt über den Alpen ist es morgens tendenziell schlechter, die Restbewölkung löst sich im Verlauf des Vormittags jedoch rasch auf. Die Alpenpässe sind fliegbar, einzelne mit einer tiefen Wolkenbasis. Es ist aufgelockert bewölkt, die Tops befinden sich auf FL120, einzelne Türmchen reichen höher. Die mobile Sauerstoffanlage wurde montiert und der Continental brachte uns bei CAVOK Bedingungen auf unsere Reiseflughöhe von FL150.

Transponder VFR, Reiseflughöhe FL 150

Kurz darauf fanden wir uns über den Alpen wieder, unter uns nahm die Bewölkung nach dem Start unter gänzlich wolkenfreiem Himmel über Hohenems etwas zu. Die Täler waren immer wieder offen, bei einer Motorpanne hätten wir genügend Möglichkeiten, einen sicheren Weg nach unten zu finden. Auf jeden Fall deutlich mehr, als wenn wir 1000ft AGL rumgefurzt wären.

Über die Alpen
Und weil es so schön war, gleich nochmals.

On top über den Wolken

Insgesamt 40 Minuten befanden wir uns über dieser Schicht. Über den Wolken im Privatflugzeug, ein sagenhaftes Gefühl. Mit dem Sauerstoff in der Nase war die Sache ziemlich entspannt und die Luft war absolut ruhig. Das Routing über Italien wurde dann aber leicht abenteuerlich. Ich gab dem Controller zu verstehen, dass wir gerne in (fast) alle Richtungen fliegen können, aber sinken wäre noch nicht möglich, die Wolken unter uns dauern noch ein paar Minuten an. Dahinter war alles CAVOK.

Statt wie geplant über die Poebene in Richtung Portoroz zu fliegen, um danach weiter nach Losinj zu gelangen, wollte man uns südlich von Venedig haben, nicht tiefer als FL130. Okay, wir waren vorhin höher, da war es das Terrain und die Wolken aber auch. Flight Level 130 in einer non-Turbo Piston mit Schläuchen in der Nase, der Grund ganze vier Kilometer oder eben 13000 Fuss tiefer unter uns. Aber was solls, wir waren unterwegs und unsere TAS war nicht so viel schlechter als weiter unten.

Die AdriaküsteWir wurden über den Punkt LABIN nach Kroatien rübergereicht. 91 nautische Meilen über offenem Gewässer! Da müssen wir jetzt durch. In Griechenland werden wir ebenfalls mehr Wasser als Land in Gleitdistanz unter den Rädern haben. Rettungsweste an, dem Motor nicht erzählen, dass wir jetzt über Wasser fliegen und weiter gehts.

« Nach gut zwei ein viertel Stunden endlich: Die Adriaküste! Wie schön ist es, wieder hier zu sein. Die Farbe des Wassers, das Grün der Inseln und die hellen Strände dazwischen, ich glaube, das würde mir in 500 Jahren nicht verleiden.

 

Die erste Landung auf der Reise: LDLO

Meine zweite Landung in Losinj überhaupt stand bevor, die erste ohne Türmer, es war schliesslich ein Montag und die CTR ist nur Sa/So aktiv. Einmal gutschweizerisch den Platz quer drüber angeflogen, den ziemlich schief zur Piste wehenden Windsack beäugt (oder eher bedauert) und sicher, aber nicht besonders elegant auf der 20 gelandet. Einmal volltanken bitte, ich habe lieber zu viel als zu wenig Fuel dabei und gerade Kroatien ist für die (nach wie vor) recht bezahlbaren Preise für AVGAS bekannt. Das legendäre Restaurant El Paso am Flugplatz hatte leider zu, es ist noch nicht ganz Touri-Saison. Auch ein Telefonanruf beim Wirt Grisa hat daran nichts geändert. Wir sehen uns sicher wieder, Freund. Also musste es eine Flasche Wasser aus dem Getränkeautomaten am Flugplatz tun.

Vor der Weiterreise habe ich nochmals das Wetter für Dubrovnik gecheckt. Das recht frisch herausgegebene TAF verkündete TSRA, beginnend ca. eine Stunde nach unserer Ankunft. Auf dem Apron nass werden, nicht so schlimm. Der Flug ist auf jeden Fall machbar. Das METAR bescheinigte uns CAVOK mit den üblichen Winden für die Region, aber die Challenge nehme ich an. Wer dort unten fliegen will, kommt um Wind nicht herum.

Der zweite Flug des Tages: LDLO – LDDU

Veli Losinj« Abflug in Losinj bei bestem Wetter und leichtem Rückenwind für den Trip. Die grosse Ortschaft hinten im Bild ist Mali Losinj, was übersetzt “Klein Losinj” (oder in ganz deutsch Klein-Lötzing) heisst. Weiter südlich befindet sich noch die Ortschaft Veli Losinj, übersetzt Gross Losinj.
Veli Losinj hat gefühlt nicht einen Zehntel der Grösse von Mali Losinj, aber hey, ich fliege hier nur und bin nicht für die Namensgebung zuständig. 😀

 

Auf dem Weg in den Süden, etwa Höhe Split, schon die erste grössere Überraschung: Ein frisches METAR und ein AMD TAF für LDDU verhiessen gar nichts Gutes. Die TSRA entstehen nicht erst, sondern sie sind schon da! Währenddessen fliegen wir mit 140 Knoten durch die Luft, alles ist sicher, wir haben viele Möglichkeiten und Alternates geplant, aber wir müssen uns jetzt für eine entscheiden.

Zadar? Absolut machbar und will ich unbedingt mal hin, sind wir aber schon dran vorbei. Ich will weiter “runter”.

Split? Landen möglich, fürs Parkieren wird PPR verlangt. Ich möchte aber nicht die TSRA einfach aussitzen, sondern mindestens eine Nacht bleiben. Ich bin schon ein paar Stunden geflogen.

Hmm… “Split radar, is Brac available for landing?” – “Standby, I will coordinate.”

Ja, Brac nimmt uns! Sie haben offen, sie haben Platz, sie sind informiert. Fliegen in Kroatien ist einfach ein Traum. Bei Hvar den Kurs von Südöstlich nach Nordöstlich gedreht und Brac angesteuert. Auch dieser Platz war heute nicht kontrolliert, heisst also blindcalls. Split Radar war in der Lage mir die Winde zu nennen und den Runway in use: 03. Im Final des erstaunlich hoch gelegenen Platzes (1781ft!) schlägt es ordentlich auf den Flieger, die Windrichtung ist immerhin exakt auf der Pistenachse und die Landung ist Butter vom allerfeinsten. Das Fahrwerk dankt und der eigene Stolz ist wieder hergestellt.

Ungebetene Fluggäste« Das Flugzeug wurde vor unserer Abreise anlässlich des zwei Mal im Jahr stattfindenden Fliegerputzes von einigen Helfern des Vereins sauber gewaschen und poliert. (Grosses Dankeschön an euch für eure Arbeit!). Vom Gebrauch wird es leider nicht sauberer…

Nun sind wir also auf der Insel Brac statt in Dubrovnik und verbringen mindestens den Abend hier. Vor den zu erwarteten Gebühren schaudert es uns jetzt schon, direkt nach unserer Landung startete eine Cessna Citation, ein paar andere Jets standen auf dem Apron und unsere Cessna durfte sich neben einer Piper Cheyenne schlafen legen. Weit und breit keine andere SEP, ich sah schon meine Kreditkarte schmelzen.

Bisher geflogen: 4 Stunden

Küste in Bol auf der Insel BracAuf dem Boden schauten wir uns nach Hotels um und entschieden uns spontan, gleich zwei Nächte zu bleiben.

« Ein Taxi brachte uns zum Kurs von 20€ in die Ortschaft Bol, von den erwähnten 540 Metern über Meer bis auf 0 Meter. Wir waren noch nie hier und haben uns nicht mit diesem Ort befasst, aber so schlecht kanns nicht sein, wenn wir mit dem schäbigsten Flugzeug auf dem ganzen Apron aufkreuzen.

 

Perfekter Badestrand Zlatni Rat10. Mai 2022

Endlich sowas wie Ferien! Der Weg ist das Ziel, so genossen wir den folgenden Tag mit reichlich Sonnencreme eingeschmiert und entdeckten die nähere Umgebung mithilfe von Miet-Mountainbikes. Bol ist eine eher kleine, ruhige Stadt, hat aber in der Sommersaison auch ordentlich Tourismus. Es gibt einige Hotels, Appartments und Restaurants zur Auswahl, wobei leider sämtliche traditionellen Konobas (eine Art kroatische Taverne) geschlossen hatten. Dennoch haben wir gut gespiesen und getrunken. « Ein Besuch am bekannten “Zlatni Rat”, dem goldenen Horn von Brac, war jetzt zum Pflichtprogramm geworden. Die Badehosen wurden auch gebraucht.

 

Lieber doch ne PC12 in Schneetarnweiss als so ne pompöse Jacht. « Beim Anblick dieser Motoryacht ging die Diskussion los, was wir mit “zu viel” Geld anstellen würden. Lieber ein Flugzeug kaufen oder eine schöne Yacht? Für meinen Kollegen war die Sache klar. Fliegen, das sei viel zu kompliziert, er würde lieber mit der Yacht umherschippern.
Für mich war der Fall auch klar. Ich hätte meine PC12 gerne in einem Schneetarn-Weiss mit eingebautem Kransystem, damit ich mein Motorrad selbstständig verladen kann und nicht auf Bodenpersonal und Gabelstapler angewiesen bin. Danke im Voraus für die Umsetzung, Pilatus.

 

11. Mai 2022: LDSB – LGIO

Nichts ist für immer und nach wundervollen Eindrücken und mit geballter Ferienstimmung verliessen wir die Insel Brac am folgenden Tag. Verarmt sind wir dabei entgegen der Erwartung nicht, mit AOPA hat uns der Besuch gute 60€ gekostet, ohne wären es immer noch ganz vertretbare 90€ gewesen. Geparkt zwischen Citation und Cheyenne auf einer gigantischen Piste. Brac, wir kommen definitiv wieder!

Checks gemacht, der Conti springt ohne zu Mucken an, das Flugzeug funktioniert einwandfrei. Der Boden wurde immer kleiner und die Luft immer ruhiger. Kurze Zeit später flogen wir da durch, wo wir eigentlich hinwollten. Übrigens habe ich nach der Landung in Brac die Webcam von Dubrovnik studiert und beim Anblick der tiefschwarzen Wolken, die direkt über dem Platz hingen, war ich absolut zufrieden mit unserer Entscheidung und mit dem Wetter in Brac. Bei uns fand nicht ein Tropfen den Weg zum Boden. 🙂

Leider nur passing Dubrovnik« Hello Dubrovnik! No worries, one day we will visit. Ich war zwar vor vielen Jahren schonmal da, aber mit dem Privatflieger, das hätte schon was. Mein Kollege wäre auch nicht abgeneigt gewesen. Aber so ist das Leben als VFR Pilot, unberechenbar und voller Überraschungen.

 

Wir durchflogen absolut problemlos die Lufträume von Montenegro und Albanien. In Tirana wollten wir ursprünglich auch landen, aufgrund einer bürokratischen Hürde hatte ich dazu in der Planungsphase aber keine Lust mehr. Die Gelegenheit kommt dann schon wieder. Durres, eine der größten Städte Albaniens

Wir flogen eh schon zwei Tage später als geplant ab, also musste ohnehin etwas von der Liste. « Im Bild Durres, die grösste Küstenstadt Albaniens. Hier auf dem Foto während einem Orbit, die Nase zeigt nach Nordwesten, wir wollten nach Südosten. Viel war nicht los im Luftraum von Tirana, aber genau als wir dort waren, kam ein Flieger auf die Piste 35 in LATI herein.

 

Albanien muss ein wunderschönes Land sein. Schon lange will ich mit dem Motorrad da runter, aber der weite Weg hat mich bisher immer abgeschreckt.
Der stolze Blick von oben - in diesem Moment habe ich endlich 100 Stunden PIC geknackt!

 

« Ein bisschen Stolz schwingt bei diesem Bild auch mit. Ungefähr an dieser Stelle, eher noch etwas weiter südöstlich und somit näher an der griechischen Grenze, habe ich meine hundertste Stunde als PIC geknackt!
Davon kann ich mir nichts kaufen, aber das Gefühl kann mir keiner nehmen. 😉

*klick* Ioannina Approach, Kalimera! Erinnerungen an meinen ersten Auslandflug kamen auf, als ich Milano Information mit “Buon giorno” und später Portoroz mit “Dobar dan” begrüsst habe. Wir haben es geschafft. Nur zwei Flugtage und wir waren in Nordgriechenland! Sechs andere Länder liegen zwischen meinem zu Hause und diesem Ort, wo ich uns gerade eben eigenhändig hingeflogen habe.

Welcome to Ioannina sagt die nette Handlerin von SkyServ, neben ihr zwei Jungs mit Arbeitshandschuhen, die uns Fuel anbieten. Wir bitten darum, denn ab hier wird AVGAS zur Rarität. “You have the first AVGAS of the season!” verkündet mir der freundliche, junge Grieche, ich setze ein falsches Lächeln auf und nicke – wieviel Rost, Dreck und Wasser in der Plörre wohl drinsteckt? Für mich ist das nichts feiernswertes, aus echtem Interesse frage ich dennoch nach, wann denn die AVGAS-Saison beginnt. Er erklärt mir, dass es in Ioannina normalerweise erst ab Mitte-Ende Mai AVGAS gibt. Na gut, dann ist der Sprit vielleicht doch noch frisch… ich werde auf jeden Fall drainen und schauen. Später geht es nochmals weiter, der Tag ist noch nicht zu Ende.

Jessas statt Hellas :)« Schweizer PIC, Österreichischer Verein, Deutsche Flagge, Griechischer Boden! Jassas!

Ich habe ja nun wirklich viel Schlimmes erwartet, aber es ging alles wunderbar. Einzig die Spritpumpe bzw. deren Stromversorgung wollte zuerst nicht. Im Bild direkt über dem Höhenruder ist ein roter Kasten zu sehen, damit wird die abenteuerliche Anlage versorgt. Wir verloren keine Zeit und gingen ins Terminal, um die Einreise in Griechenland und die Bezahlung der Flughafentaxen zu erledigen, währenddessen konnten die Jungs troubleshooting betreiben. Die Landetaxen waren erfreulich tief: 28.06€! Mit großartigem Empfang, mit Crew Car und an einem internationalen Flughafen eingereist und gecheckt worden. Da gibt es manchen Grasplatz wo man mehr zahlt für weniger Service.

In case of emergency: start over« Braucht ein Masterstudium: Die AVGAS-Versorgung in LGIO

Als wir aus dem Terminal zurück kamen funktionierte die Pumpe auch wieder. Unter meiner Aufsicht wurden die Tanks vollgeträufelt. Was kostet denn der Liter Sprit? “Two euro and ninetyfour cents”. Wow, das geht ja noch. Klar ists in Hohenems billiger und die Differenz müssen wir bezahlen, aber das war nun wirklich nicht so schlimm. Immerhin hat es keine drei davor!

Während das flüssige Gold floss, machte ich unseren Flugplan bereit. Von LGIO geht es weiter nach Kythira, LGKC. Die nächste Insel steht an. Alles bereit, der Benzin-Mann hält mir das Kartenlesegerät unter die Nase. 663.26€ steht auf dem Display, das erscheint mir ziemlich heftig für 182 Liter Benzin. Ich rechne kurz aus und bin mir sicher, dass da ein Missverständnis vorliegen muss. “Sir, that’s 3.65€ per liter, surely there must be a mistake”. Er schaut mich nur an und fragt nach dem AOC. AOC? Nein, natürlich nicht! Das ist ein Privatflug. “Then you have to pay taxes”. Ich befürchte, dass der Mann doch keinen Fehler gemacht hat. Satte 128.37€ Steuern kamen auf die ursprünglich genannten 2.94€ obendrauf, die Kreditkarte bog sich zum ersten Mal ganz leicht durch, als das Lesegerät sie erfasste. Aber was will ich tun? In Kythira gibt es keinen Sprit und ohne läuft der Ventilator nicht. Autsch. Aber es war klar, dass diese Reise nicht günstig wird.

Zurück im Flugzeug will ich nach einer VFR startup clearance fragen, doch bevor ich dazu komme, ruft mich bereits der Türmer auf. “D-EILI from Ioannina Tower?” – “Go ahead!”

Tower: “I’ve been trying to reach you for a while. There is a problem with your flight plan. Are you aware of the exercises of the hellenic air force? There is a NOTAM”. – “Affirm Sir, very well aware! Ready to copy our clearance through the exercise area.”

Tower: “Sir are you IFR capable?” – “Negative, only VFR.”

Tower: “Are you able to fly Flight Level 155?” – “Negative, we are unpressurized and have a non-turbo piston aircraft.” Natürlich könnte ich, aber hab ich Lust da drauf?

Tower: “The only clearance I can give you is if you are able to reach FL155.”

Ohje… jetzt kommts dicke. Also, der Flieger schafft FL160 und Sauerstoff haben wir. Es geht, aber es ist einfach Kacke. Nach einigem hin und her erhielt ich eine clearance, aber ich müsse an einem Punkt, lediglich 23NM südlich vom Platz, FL130 erreicht haben und danach meinen Steigflug auf FL155 fortsetzen. Sonst solle ich einfach in der TMA kreisen bis ich diese Höhe habe, das würde er mir erlauben. FL155! Über Griechenland! In einer SEP! Und ich dachte FL130 über der Poebene sei crazy. Also habe ich murrend den Sauerstoff wieder montiert und alles bereit gemacht. Bis wir so weit waren, zogen einige dichtere Wolken über Ioannina auf. Ich sagte dem Turm, dass es nun nicht mehr möglich sei, so hoch zu fliegen. Einige tausend Fuss seien kein Problem, aber höher sei unmöglich, da IMC. Nur etwas weiter südlich wars wieder blau, da können wir gerne steigen, nötigenfalls kreisend. Leider keine Chance: Das sei die einzige clearance die mir ermöglicht werde. Er könne da leider nichts machen. Der Mann war freundlich und tat vermutlich was er konnte, aber ich war an diesem Punkt am Ende. Wir sind gestrandet wegen so eines Schwachsinns. Ich erinnere an den Wortlaut von weiter oben:

17.- PROCEDURES FOR NON EXERCISE AIRCRAFT:
17.1.- IN THE INTEREST OF SAFETY DURING THE EXERCISE, NON EXERCISE AIRCRAFT ARE STRONGLY ADVISED NOT TO FLY WITHIN THE AREAS DESIGNATED IN PARAS (1) TO (15) ABOVE.
17.2.- ACFT UNABLE TO AVOID THE EXERCISE AREAS WILL BE AUTHORIZED TO ENTER THESE AREAS AFTER SPECIAL PERMISSION BY APPROPRIATE ATC UNIT.

War ich etwa naiv zu denken, dass ein Luftraum, der gefühlt 80% der Landmasse Griechenlands von 0 bis FL660 umfasste, einfacher zu durchfliegen sei? Was sollen wir tun? In Ioannina bleiben? Morgen geht es aber genauso wenig weiter, die exercises waren an jedem Wochentag. Ioannina und Kythira haben beide abenteuerliche Öffnungszeiten. Es passt einfach nicht überein. Griechenland wieder verlassen, da uns diese Übung offenbar einen gewaltigen Strich durch die Rechnung macht? Dazu erfahren wir erst auf Platz via Funk (Telefon? Fehlanzeige!) was am Tag X zum Zeitpunkt Y möglich ist. Mental wollte ich schon nach Mostar fliegen und dieses **** … XXX  … Griechenland einfach verlassen, Mostar hätte uns nämlich problemlos genommen. So weit kam es nicht: Ich rief unsere Handler herbei und wir verzurrten den Flieger. Eine Nacht in Ioannina, ich bin sowieso nicht mehr flugfähig, viel zu sehr war ich aufgebracht. Ich stand vor einem Scherbenhaufen. Die ganze Planung, komplett für die Katz. Das Wetter war gut. Das NOTAM war unmissverständlich. Aber es wäre wohl zu einfach gewesen.

Neben uns landete eine F-Reg SR22. Wir sahen einander die Frustration an, die Franzosen fragten uns was wir vorgehabt hätten und was wir jetzt tun. Das Einzige was uns übrig bleibt, den Flieger stehen lassen. Sie wollten nach Thessaloniki und hatten aufgrund der geografischen Lage der Ortschaften mehr Glück als wir. Der Einflug in die exercises wird ihnen gewährt, aber nur, wenn sie von Ioannina nördlich über Albanien ausfliegen und via Mazedonien wieder in Thessaloniki reinkommen. “C’est un bordel” sage ich dem Piloten, er stimmt mir zu, ist aber dennoch erfreut, dass sie an ihr Ziel kommen. Es hätte ihnen schliesslich auch so ergehen können wie uns.

Bisher geflogen: 6 Stunden 30 Minuten

Die Handlerin, Niki, war grossartig. Sie hat uns ein Hotel organisiert und uns Tipps gegeben. Sie rief ihre Berufskollegin in Kythira an und sagte, dass wir doch nicht kommen werden. Kein Problem, sie werde die Slots canceln. Wir sollen den Abend in Ioannina geniessen und uns überlegen, was wir tun wollen. Ein Taxi stand vor dem Terminal bereit und fuhr uns in die Innenstadt, wo man uns im Hotel bereits erwartete. “Aaah, you are the guys from the airport!” Oh nein, jetzt gehts los. Da kommen zwei reiche Schnösel, denen ziehen wir die Kohle aus der Tasche. “How much will the room be for the night?” “70€, including breakfast!” Oh, wow. Ein schönes, grosses Zimmer mit breiten twin beds, Balkon, weit oben. Zur Begrüssung gabs Kaffee und O-Saft, alles für 35€ pro Kopf. Die Griechen haben es wohl doch nicht auf uns abgesehen.

Eine Einkaufspassage in der Innenstadt von Ioannina:

Farbige und gepflegte Häuschen zieren das Stadtbild:

Der Grossteil von Ioannina sah aber eher so aus…

Wir waren uns an dieser Stelle nicht so sicher, ob wir uns in einem Vorort von Moskau oder in Griechenland befanden:

Gestrandet in Ioannina. Und dennoch hatten wir eine gute Zeit dort. Es ist die Hauptstadt der Region Epirus und entsprechend war viel los. Die Gassen waren belebt, viele junge Leute unterwegs. Anscheinend fand irgendein Anlass einer Uni statt, zumindest sowas haben wir verstanden. Wir suchten uns das nächste Lokal und bestellten grilliertes mit einer Flasche Mythos dazu. Es ging uns gut, aber der Scherbenhaufen war immer noch da. Es war früh am Nachmittag, so hatten wir genügend Zeit uns einige Dinge anzusehen. Am späteren Nachmittag war ich wieder im Planungsmodus: Öffnungszeiten checken, Verfügbarkeit von AVGAS, NOTAMs, die verfluchten exercises. Ein neuer Plan musste her.

The show must go on…


Weiter geht´s mit dem 2. Teil